Unsere Gesellschaft ist das Produkt globaler Ungleichverhältnisse, die im sogenannten globalen Westen – und vor allem in Städten wie Bremen, die lange Zeit als “Stadt der Kolonien” bezeichnet wurde – zu großem Wohlstand geführt haben. Auf der anderen Seite hat es ein System der Ausbeutung und Unterdrückung begünstigt, das sich bis heute strukturell, institutionell und individuell in dem Werte- und Handlungssystem unserer Gesellschaft verankert hat und nach wie vor auf diesen drei Ebenen in Form von Gewalt zum Ausdruck kommt.
Innerhalb unserer Gesellschaft hat es Strukturen hervorgebracht, die Körper hierarchisieren und dabei bestimmte Personen mit (häufig unbewussten) Privilegien ausstatten und somit eine gesellschaftliche Norm (z. B. nicht-behindert, männlich, weiß, christlich, usw.) in Abgrenzung zu „den Anderen“ konstruieren, die dieser Norm nicht entsprechen.
Mit der Ausstellung back \ slash möchten wir uns mit den essentiellen, unterordnenden Narrativen auseinanderzusetzen und Lebensrealitäten abbilden, die den Machtstrukturen des Patriarchats trotzen und es durch Nichteinhaltung normativer Ansprüche an Körper und Individuum Stück für Stück entkräftet. Wir möchten auf die Auswirkungen patriarchaler Strukturen und den Facettenreichtum des Themas aufmerksam machen. Gleichzeitig möchten wir Menschen, die von patriarchaler Gewalt betroffen sind, eine Plattform bieten, um sich künstlerisch auszudrücken und mit vielfältigen Ausdrucks- und Verarbeitungsformen ihren individuellen Umgang mit patriarchaler Gewalt zu präsentieren. Das Ende des Patriarchats lässt sich erahnen, wenn wir uns vorstellen, dass alle aus den einengenden, angrenzenden, kollektivierenden Narrativen ausbrechen und ihnen somit die Macht nehmen, die sie momentan über unsere Individualität haben.
Die Ausstellung wird am 4./5.11.2023 im Rahmen des KUNST.HAFEN.WALLE sowie darüber hinaus am 10.11.-12.11.2023 im zweiten Obergeschoss des Kabagebäudes zu sehen sein und mit einem Rahmenprogramm bestehend aus Performances, Workshop, Stadtführungen, Lesungen, Musikprogramm und vielem mehr ergänzt.
Das Vorhaben wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Feministischen Referats der Uni Oldenburg, der Sparkasse Bremen und dem Beirat Walle. Wir bedanken uns für das Vertrauen.
Ausstellung
Wir werden von folgenden Künstler*innen(gruppen) tatkräftig unterstützt:
Louisa Victoria Clever
Louisa Victoria Clever, 2022, Gewalt gegen Frauen
Louisa Victoria Clever ist Grafikdesignerin, hat ihren Bachelor zuvor an der HTW Berlin in Kommunikationsdesign gemacht und studiert zur Zeit im Masterstudio Kultur & Identität an der Hochschule für Künste Bremen. In ihren Arbeiten versucht sie, gesellschaftlich relevante Themen mit Hilfe von Grafik in den Diskurs zu bringen. Das Sommersemester 2023 hat sie in Linz, Österreich verbracht.
Luis Toledo
Luis Toledo arbeitet als Dozierender für Kunst-/Bildwissenschaften und Kunsttheorie an der HKS Ottersberg und ist freier Mitarbeiter im Team der Kunstvermittlung in der Kunsthalle Bremen. In seinen aktuellen Arbeiten kombiniert Luis Toledo Elemente aus der Karikatur, dem Comic und der kritischen Kulturgeschichte der Erotik und Pornografie. Außerdem fließen Bilder, Codes und Symbole aus dem Zeitgeschehen mit ein. Die aktuellen, gesellschaftlichen Debatten, Identitätsdiskurse, wie kritische Männlichkeit, versucht Luis über die eigenen Arbeiten für sich greifbar zu machen.
Luis Toledo, 2019, 2019
Emilia Sting
Emila Sting, 2023, Soft Spots, Textile Installation
Inspiriert von organischen Oberflächenstrukturen, Körperlichkeiten und Visionen einer queerfeministischen Zukunftsgestaltung, entfalten sich die Arbeiten von Emilia Sting um Ideen von menschlichen und mehr-als-menschlichen Körpern, diversen Arten von Verflechtungen und Konzepten des Werdens. Sie arbeitet vorrangig in und mit Text und Textil.
Rootless
Rootless ist ein Netzwerk aus internationaler Künstlerinnen, die die Vielfalt des Lebens durch Kunst erforschen. Durch die individuelle Kreativität der Gruppenmitglieder entwickelt Rootless Wege oder Formen der Kunst, die sie miteinander verbinden. Aus einer weiblichen Perspektive erforschen sie die Vielfalt sowie die verbindenden Gemeinsamkeiten des Themas „wurzellos“.
Ursula Gallenkamp-Behrmann, „Inner Child“, Skulptur (80 x 200 cm)
Diyan Antonio Duke
Diyan Antonio Duke, 2021, A Tall Cup Of Colonialism, Gedicht
Diyan Antonio Duke, auch bekannt unter dem Namen Transatlantic Bounce Art, ist ein interdisziplinärer Schwarzer amerikanischer Künstler, der derzeit in Hamburg, Deutschland, lebt. In seinen Arbeiten versucht er zeitgenössische soziale Probleme aus einer Schwarzen amerikanischen Perspektive zu beleuchten, indem Diyan Antonio Duke popkulturelle Themen dekonstruiert und als Referenzpunkte nutzt in denen von ihm ausgewählten Medien.
Hodan-Ali Farah
Hodan-Ali Farah ist in Bremen geboren und aufgewachsen und bewegt sich an den Schnittpunkten von Kunst, Aktivismus und politischer Bildung. Sie beschäftigt sich mit den Kontinuitäten des Bremer Kolonialerbes und den daraus resultierenden Lebensrealitäten Schwarzer Menschen in Bremen. Neben ihrem Studium der Geschichte und Pädagogik experimentiert sie mit Empowerment-Arbeit durch künstlerischen Ausdruck und bietet Workshops zu Intersektionalität und Schwarzen Feminismen an.
Hodan-Ali Farah, 2022, ymmesoy
Studio Culture & Identity
Studio Culture and Identity, 2021, Wie kann es anders sein?, Publikation
Der Dialog von Bild und Text bildet in diesem Studio die Grundlage zur kritischen Untersuchung und Entwicklung ästhetischer Strategien der Fotografie und visuellen Kommunikation. Die experimentelle, forschende Grundhaltung des Studios diskutiert und erarbeitet künstlerisch-visuelle Konzepte, die sich mit Narration, Verständigung und Publikation grenzüberschreitend beschäftigen — vom Künstlerbuch bis zur Unternehmenskommunikation. Das Studio ist Teil des Master-Studiengangs Integriertes Design (4 Semester) an der Hochschule für Künste Bremen.
Nil
Nil ist gebürtiger Berliner, im Wendland aufgewachsen und hat in der Nähe von Bremen zuletzt Design und Soziale Arbeit studiert. Seit knapp 20 Jahren widmet Nil sich (mit einer längeren Pause) der Kunstform Urban Art/(Post-)Graffiti/Stencil Art. Neben Kinder- und Jugendprojekten sowie Auftragsarbeiten malt Nil Leinwände und große Wandbilder. Einerseits sollen dadurch gesellschaftskritische Themen in den Bildern verhandelt und darin subtile Zusammenhänge hergestellt werden. Andererseits interessieren Nil Kontraste jeder Ästhetik im Kontext abstrakter Formen und Flächen. Vorwiegend entstehen die Arbeiten mit der Sprühdose.
Nil, 2022, Divided
Garabatos Atelier
Dafne Jaramillo, 2023, Amaranta, Holzschnitt, 11-farbiger Reduktionsdruck
Garabatos Atelier ist ein queerfeministisches Kunstkollektiv und Atelier in Bremen. Die Ateliergemeinschaft besteht aktuell aus fünf queeren Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Schwerpunkten, aber dem gemeinsamen Wunsch, nach einem geschützten Raum für künstlerische Arbeit. Seit Oktober 2022 haben sie ein festes “Zuhause” in der Bohnenstraße 7 im Bremer Viertel gefunden. Die Mitglieder arbeiten teilweise an gemeinsamen Projekten, aber auch unabhängig davon, an eigenen Werken. Der Atelieralltag ist inspiriert von unterschiedlichen Techniken und Materialien: Von traditioneller Druckgrafik bis hin zu digitaler Illustration, Skulptur, Fotografie, großformatiger Malerei, Objektkunst oder Installation.
Die Künstler*innen sind queer, weird, emotional, mal wissenschaftlich intellektuell oder einfach, komplex, direkt: Genau wie ihre Kunst.
FRÜSTE
FRÜSTE beschreibt eine kollektive Struktur von Freund:innenschaft. Das gemeinsame Ziel ist das Ausschöpfen und Entwickeln eines queerfeministischen aktivistischen Potenzials, das sich insbesondere auf kunstwissenschaftliche und kreative Sphären bezieht.
FRÜSTE, 2022, FRÜSTE @Kunsthalle Bremen
Liza Leonard
Liza Leonard, Der Schlüssel nach Hause, Siebdruck MonoPrint
Liza hat den Bachelor in Kunst im Sozialen absolviert. Künstlerisch wird bei Liza mit verschiedenen Medien gearbeitet, um Themen in unterschiedlichen Materialien formulieren zu können.
Die Arbeiten finden sich in Zeichnungen, Fotografie, druckgrafischen Verfahren und kleinen Objekten wieder. Besonders faszinieren Liza experimentelle Methoden, die dazu anregen, neue Wege des Ausdrucks zu finden.
Die Themen, die in der Kunst aufgegriffen werden, unterliegen oft autobiografischen Ursprungs. Dabei spielen Themen der Prägung, Anerziehung und der gesellschaftliche Kontext eine wichtige Rolle. Auch Nuancen des Alltags finden ihren Weg in die künstlerische Arbeit.
PastellKartell
Lila malt, zeichnet, näht, fotografiert, filmt, schneidet, klebt und mixt alles Mögliche schon seit ihrer frühen Jugend. Stundenlang im Hyperfokus taucht sie ab in ihre eigene Welt und findet dort im künstlerischen Ausdruck eine Möglichkeit ihre Gefühle, ihren Schmerz, ihre Träume, ihre Wut auszudrücken. In den Werken der queeren Künstlerin findet sich immer wieder eine starke politische Haltung und ein sensibler Blick auf die (Um)welt.
In dieser Ausstellung zeigt Lila euch eine Reihe an Illustrationen, die aus ihrem Aufwachsen im Patriarchat als queere, neurodivergente Frau erzählt.
PastellKartell, 2023, Abortion saved my life, Illustration
Anne-Mette Roemer
Anne-Mette Roemer, “Look Me In The Eyes”, 2023, Glas, Plastik, Metall
Anne-Mette Roemer befindet sich am Anfang ihres Studiums für freie Kunst an der HBK Braunschweig. Bereits vor zwei Jahren absolviert sie ihre Diplomas in visueller Kunst, Keramik, Glasbläserei und Goldschmiede auf Bornholm, Dänemark – diese Zeit prägt ihr künstlerisches Schaffen nachhaltig: Der schlichte skandinavische Stil sowie die Vielfalt an Materialien und Techniken schlagen sich in ihren Kunstwerken nieder. Anne-Mette widmet sich zeitgenössischen Themen, wie dem Klimawandel, ungleichen Machtverhältnissen und patriarchalen Strukturen. So fordern ihre Werke zum Perspektivwechsel auf, um umfassende Lösungsansätze für die existenziellen Probleme unserer modernen Gesellschaft finden zu können.
Programmpunkte
Lesung: „Wie kann es anders sein?“
Studio Culture & Identity
04.11 // 17:30 Uhr – 18:00 Uhr
„Wie kann es anders sein?“ Das ist die Ausgangsfrage, die zu Anfang unseres Projektes steht. Um diese Frage zu beantworten muss zunächst die Frage beantwortet werden, wie der derzeitige Zustand ist. Es herrschen starre Rollenbilder, denen Frauen entsprechen müssen, denen sie jedoch niemals gerecht werden können. Selbst wenn sie es mit aller Macht versuchen würden, es wäre nie genug. Frauen sind zu viel oder zu wenig, zu laut oder zu leise, zu karriereorientiert oder zu familienbedacht. Diese Liste ließe sich ewig weiterführen. Die Gesellschaft scheint ein genaues Bild davon zu haben, wie Frauen zu sein haben. Und dann wiederum auch nicht. Im Endeffekt läuft es immer darauf hinaus, dass Frauen in ihrem Sein kritisiert und stigmatisiert werden.
Wir wollen mit unserer Arbeit mit diesem Bild brechen. Es werden verschiedene Muster, Situationen und Gefühlswelten beleuchtet und dargestellt, um dies besser zu verstehen. Um mehr Verständnis, Akzeptanz und ein Miteinander zu schaffen in dem gewährleistet wird, dass Personen, egal welche Geschlechts und welcher sexuellen Orientierung als Individuum, sowie im Kollektiv, sich frei entfalten können.
Barabend + DJs
04.11 // 18:00 – 02:00 Uhr
KADO
Minimal House & Techno – KADO spielt eine melodische Mischung aus Minimal, Techno und House, der die Körper bewegt. Ein Sound, dynamisch mit Gefühl und Druck. Seit 2018 zwischen Bremen, Hannover und Hildesheim.
LOLIA & Maruti
Acid/Melodic Techno – LOLIA & Maruti sind ein syrisches DJ Duo aus Bremen.
Ihr musikalischer Fokus liegt in erster Linie auf Acid & Melodic Techno aber ihre Inspiration finden sie auch in Deep & Progressive House, was eine einzigartige Mische zum Abraven oder in der Ecke vor sich hinträumen ergibt.✨
Miva van Kulo
Melodic House & Techno – Miva ist seit 2022 Mitglied des ZfK. Neben dem Auflegen von fröhlichen House und Techno Beats, in denen es immer darum geht, gute Laune zu verbreiten und eine positive Atmosphäre zu schaffen, hat er gerade erst sein Studium an der Hochschule für Künste Bremen abgeschlossen. In seiner Abschlussarbeit im Bereich Modedesign setzt sich Miva kritisch mit gesellschaftlich konstruierten Bildern von Liebe und Beziehung auseinander. Er begreift Mode in diesem Kontext stets als ein künstlerisches Ausdrucksmittel und nicht als Bekleidungshandwerk. Er möchte durch seine Kunst Geschichten erzählen und Menschen mitnehmen in eine Welt, in der gedankliche Schranken und gesellschaftliche Doktrinen überwunden werden können. Sei es in seiner Musik oder in seiner Kunst. Selbstentfaltung ist hierbei Motor und Ziel.
p. p. después
Breakbeat/Afrobeats/Hip Hop – Mit ihren Sets zelebriert p. p. después die alltäglichen Freuden und Kämpfe des BIPoC-Lebens.
Sie nimmt dich mit auf eine Reise durch dirty baselines, breakbeat, ritual afrobeats und hip hop.
get lost or twerk it out!“
Workshop: Kollektives Kritisches Kartieren
Johannes Tjandra
05.11 // 10:00 – 15:00 Uhr
INFO: Für den Workshop wird ein Fahrrad benötigt.
In Anlehnung an den Ansatz des Kollektiven Kritischen Kartierens als Performanz soll inhaltlich der Raum und die Möglichkeit gegeben werden, Walle und die nähere Umgebung des Stadtteils unter feministischer Perspektive (i. w. S) kritisch zu kartieren. Der Workshop wird daher aus einer Input-Session, einer eigenen Begehung des Raumes und schließlich der eigenen gemeinsamen Erstellung von Karten bestehen. Im Mittelpunkt steht hierbei der Akt der Kartierung als sog. Counter-Mapping und die kritische Auseinandersetzung mit dem Georaum. Ungleichheiten, non-binäre Perspektiven, Schutz- und Gefahrenräume, aber auch positive Beispiele für Teilhabe im öffentlichen Raum können hierbei eine Rolle spielen und in die Karten einfließen.
Vortrag: Gender, Sex und die Biowissenschaft
Jana
10.11 // 16:00 – 16:45 Uhr
Die Wissenschaft über das Leben – die Biologie – kann als Nachwehe der Aufklärung verstanden werden, die eine Sinnkrise für die in Europa und seinen Kolonien bestehenden Hierarchien hervorbrachte. Wenn es keinen Gott gab, der die Herrschaft des weißen, christlichen Mannes angeordnet hatte, wie ließe sich dann die Unterdrückung unzähliger Menschengruppen legitimieren? Waren vielleicht doch alle Menschen gleichwertig?
Im 18. und 19. Jahrhundert bildeten sich aus diesem Dilemma eine Vielzahl von Biowissenschaften heraus, die den menschlichen Körper untersuchten und während ihrer Obduktion in allen Körperteilen den Grund für sein Verhalten, seine soziale Position, seine Essenz und Natur zu finden schienen. Biowissenschaften erschufen eine kategorisierende Wahrheit über den Körper, die es ermöglichte, aus der Anatomie des Menschen essenzielle Wahrheiten über das in ihm beherbergte Individuum zu erschaffen.
Eine dort mit neuen sozialen Implikationen entstandene Logik ist die der biologistisch argumentierten Geschlechterbinärität, die wir heute noch mehrheitlich praktizieren: Die Annahme eines natürlichen, essenziellen Unterschiedes zwischen Mann und Frau.
Dieser Vortrag möchte die Entstehung der Logik der Geschlechterbinärität der Moderne anhand einer historischen Auseinandersetzung mit den Kategorien Sex und Gender dekonstruieren.
Lesungen: Zwischen Horror und Hoffnung im patriarchat
Kina Lila
10.11 // 17:00 – 18:00 Uhr
„How to be the Final Girl“
Ich nehme jedes bisschen Energie zurück, das ich dir je gegeben haben. Du bist nichts. Du bist ein scheiß. Sagte einmal ein berühmtes Final Girl zu einem Monster. Doch vor der Emanzipation kommt der Schrecken. Diese beiden 20-minütigen Lesungen tragen dem Horror und der Hoffnung im Patriarchat Rechnung. Das Final Girl ist immer die Hoffnungsträgerin im Horrorszenario, im Patriachat müssen wir alle das Final Girl sein, weil wir alle (gefühlt) die letzte Person sind, die dem Monster gegenübersteht.
In der Horror-Lesung spüren alle Besucher*innen, dass unsere patriarchale Realität ein gelebter Albtraum ist. In feministischen Sci-fi und Horrorkurzgeschichten werden vor allem Erfahrungen von Kontrollverlust und Angst erlebbar. In der Hoffnungs-Lesung werden die Menschen selbst zum Final Girl. Mit Lachen, Denkanstöße und Mutmachern werden sie ausgerüstet selbst von ihnen umsetzbare Veränderungen in die Welt zu tragen.
Barabend + DJs
10.11 // 18:00 – 02:00 Uhr
Coco Cobra
Breakbeat/Electro – Coco Cobra ist seit 2019 als DJ unterwegs. Während der Pandemie begann sie, sich auf Breakbeat, Electro und alle anderen Sounds außerhalb des 4 to the floor-Sounds zu konzentrieren. Sie ist Mitglied des Club- und DJ-Kollektivs soft spot. Die Gruppe wird 2019 von Queers und FLINTAs in Hannover gegründet. Sie suchen nach Räumen für experimentelle, elektronische Sounds und queer-feministische Politik auf und abseits der Tanzfläche.
$TANGEN0LGA
Trance – Jana feiert bei der back\slash gleich Doppel-Debut: Zum Thema Gender, Sex und die Biowissenschaft hält sie ihre erste Lesung und spiel als $TANGENOLGA ihren ersten Gig im ZfK. Als $TANGENOLGA geht Jana ihrem wissenschaftlichen Interesse an queeren Räumen und Zeiten in der Praxis auf den Grund. Intensive Feldforschung in variierenden Ravekontexten bieten die Grundlage für ihren Stil, der sich nicht genau labeln möchte.
Lena M
Breaks/Trance/Techno – Aufgewachsen mit Future Trance und Bravo Hits-Compilations, entdeckte Lena M Mitte der 90er ihre Liebe zu elektronischer Musik und bringt heute als DJ selbst die Crowd zum Beben. Die Wahlkölnerin mischt klassische, treibende 90er-Jahre-Vibes mit den Sounds von heute und zeigt regelmäßig in Radioshows und auf Dancefloors ihr breites musikalisches Spektrum, das von atmosphärischen elektronischen Tracks über Breaks, bis hin zu Trance- und Techno-Krachern reicht.
Maysam
Tech/Deep/Minimal House – Maysam nahm 2022 an einem DJ-Workshop teil, der im Rahmen einer feministischen Plattform in Oldenburg organisiert wurde. Seitdem mischt sie als DJ mit und probiert sich durch unterschiedliche Musikgenres. Als Mitglied des feministischen FLINTA* DJ-Kollektivs VIELVIELKOLLEKTIV, ist es ihr wichtig, die Sichtbarkeit von FLINTA*-Personen, in der nach wie vor von Männern dominierten Clubkultur, zu stärken. Das Empowern von Flinta*-Personen stehen dabei im Zentrum. Neben der Musik, studiert Maysam Gesellschaftswissenschaften und beschäftigt sich dabei mit gesellschaftlichen Phänomenen wie Geschlechterverhältnissen, Migration, Sozialpolitik und Ungleichheit. In Ihrem Set wird sie vorwiegend Musik von feministischen Produzentinnen einschließen, um die Bedeutung der Anerkennung feministischer Kreativität in der elektronischen Musik auszudrücken.
.Umi.
Afrohouse/Afrobeats – .Umi. ist ein Rookie mit großer Leidenschaft zur Musik. Als Teil ihrer Reise bewegt sie sich durch die Genres und findet aktuell ihre Passion in Afro-related Beats sowie in harten Techno Vibes. Als Mission hat sie sich auserkoren, den Sound zu providen, der Körper und Seele in Bewegung versetzt.
Dabei geht es auch darum, innerhalb der DJ- und Technoszene Räume einzunehmen, in denen FLINTA* Stimmen gehört und repräsentiert werden. Es ist an der Zeit, die Diversität zu feiern, mit der wir marginalisierte Personen die Szene bereichern.
Empower yourself and be kind.
Als mein Einstieg aktiv an den Decks werden Fehler passieren, seid also nicht allzu zu streng.
Stadtrundgang: Koloniale Spuren in der Überseestadt
AK Walle
11.11 // 12:00 – 14:00 Uhr
INFO: Der Workshop startet an der Bushaltestelle Überseetor.
Die heutige Bremer Überseestadt liegt auf dem Gebiet der ehemaligen stadtbremischen Häfen und trägt viele Spuren, die auf den deutschen Kolonialismus und den Überseehandel verweisen. Unter anderem erinnern Straßennamen unmittelbar an koloniale Akteure. Dieser Stadtrundgang zeichnet die Entwicklung der stadtbremischen Häfen, der europäischen Expansion und dem deutschen Kolonialismus nach. Es geht um den Handel mit Kolonialwaren wie Kaffee, Tabak und Baumwolle, für deren Anbau Menschen in Afrika und den Amerikas versklavt, zur Arbeit gezwungen oder in Lohnabhängigkeit gedrängt wurden. Für die bremischen Kaufleute war dies ein profitables Geschäft, und einige der Unternehmen aus der Kolonialzeit sind bis heute tätig.
Wie wurde Bremen zur deutschen Kaffeehauptstadt? Wie wurde Baumwollhandel organisiert und wie hat sich Bremen seine prominente Stellung im Baumwollhandel bewahrt? Was haben Naturbeherrschung und der Bau von Hafeninfrastrukturen mit dem kolonialen Projekt zu tun? Entlang der Architektur der Überseestadt lädt der Rundgang die Teilnehmer*innen dazu ein, kritische Fragen über das Verhältnis von Handelsgeschichte und Hafenbau, Stadtpolitik und Kolonialismus zu stellen.
Performance: intersektional-feministische Perspektiven
Lxs Cahuinerxs*
11.11 // 17:00 – 18:00 Uhr
Wie können wir gemeinsam einen transnationalen feministischen Kampf führen? Können wir uns solidarisch begegnen und ein Netzwerk bilden, das Diskriminierungen und Spaltungen überwindet?
Das Wort „Cahuin“ bedeutet im chilenischen Spanisch „Klatsch und Tratsch“ und stammt ursprünglich aus der Sprache der Mapudungún. Dort beschreibt der Begriff „kawiñ“ verschiedene Zeremonien der Mapuche, mit denen Bündnisse oder soziale Ereignisse gefeiert werden. Die Performance zeigt einen intersektionalen Zusammenschluss, der sich nicht nur mehrsprachig, sondern auch durch verschiedene Medien wie Theater, Tanz und Film ausgedrückt. So setzt sich die Performance mit verschiedenen Formen von Gewalt und Diskriminierung auseinander, entwirft aber auch Perspektivenvielfalt und Utopien einer transnationalen feministischen Bewegung. Die Performance, die im Rahmen des Waller Kunsthafens im ZfK gezeigt wird, ist eine gekürzte Version des Stücks, das am 09. und 10.12.2023 in der Schaulust in Bremen zu sehen sein wird.
Vortrag: Intimitätskoordination
Hannah Müller
12.11 // 14:30 – 15:00 Uhr
Intimität ist ein Spektrum und deren Darstellung vielfältig. Stell dir vor, wir kommen im Proberaum zusammen, um Intimität zu inszenieren. Auch hier können gesellschaftliche Unterdrückungsmechanismen stattfinden. Wie ist es möglich, einen Raum zu gestalten, in dem wir aufeinander achten und einander schützen, ohne unter dem Deckmantel der Kunst Grenzen einzureißen?
Workshop: Unterdrückte Geschlechter im Klimawandel
Pizzar Stanley Pierre
12.11 // 15:15 – 17:15 Uhr
Inwieweit verhindert die Klimaungerechtigkeit Fortschritte im Hinblick auf die kontinuierlich unterdrückten Geschlechter?
In diesem Workshop werden wir eine gedankliche Exkursion auf die karibischen Inseln (Hauptziel: Ayiti) unternehmen, um uns mit den Ursachen und Folgen des menschengemachten Klimawandels auseinanderzusetzen.
Vor dem Hintergrund einer nachhaltigeren Welt werden wir über Machtverhältnisse und die daraus resultierenden Lebensrealitäten unterdrückter Menschen sowie über aktuelle und verdrängte Formen eines bewussten und verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen und unserer Umwelt diskutieren.
Performance: Schneide. Stücke – Reintepretation zur Ästhetik des Alters
Ursula Gallenkamp
12.11 // 17:30 – 18:00 Uhr
In der Performance Schneide. Stücke bringt Ursula Gallenkamp ihre individuellen intensiven Erfahrungen als Frau über 60 zum Ausdruck: Vorherrschende Schönheitsideale, die Frauenkörper „im Alter“ unsichtbar werden lassen, sind Ausgangspunkt der Performance. Die Lesung des Manifests lädt zu einer Reinterpretation von Körperästhetik und dem Hinterfragen dieser Schönheitsideale ein. Dorothea Bunse-Winkler begleitet und erweitert die ursprüngliche Performance mit historischen Daten zu Frauenrechten sowie eigenen Gedichten zum Spannungskreis „FrauenPower“.
Fotodokumentation
Safia Nadim
Für Safia ist Analogfotografie wie ein einfrieren der Zeit auf Papier. Eine kleine Zeitreise, in der empfundene Emotionen festgehalten werden können. Ganz besonders wichtig ist Safia dabei, authentische Momente zu erwischen, in denen sich Menschen frei und unbeobachtet fühlen, nur so ist es möglich, ein Stück weit die Seele und die Gefühle eines Menschen zu verewigen, denn am Ende geht es nur darum, was wir fühlen.
Grafikdesign
Cedric Müller
Cedric Müller hat bereits seinen Bachelor an der Hochschule für Künste Bremen absolviert und studiert seit Anfang 2023 im Master Editorial Design, als Teil des Studio Culture and Identity. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Typografie.