Selbstverständnis
Präambel
Die im Selbstverständnis formulierten Ziele sind Leitfaden unseres Handelns. Es soll zusammenfassen, entlang welcher Werte wir Entscheidungen treffen und anhand welcher Kriterien wir uns messen wollen. Es wird angestrebt, die Ziele möglichst unter Berücksichtigung aller Aspekte zu erreichen. Bei entgegenstehenden Interessen muss zum Wohle des Vereins abgewägt werden.
Interner Umgang
Zusammenhalt:
Unser Umgang untereinander soll auf einem wertschätzenden Miteinander und auf Ehrlichkeit beruhen. Ein gegenseitiges Interesse und möglichst freundschaftliches Verhältnis sollen die Basis unserer Zusammenarbeit bilden. Wir möchten aufeinander aufpassen, uns füreinander verantwortlich fühlen, unterstützen und auf die Gefühle der anderen Acht geben. Alleingänge werden nicht toleriert.
Miteinander:
Jede Person soll die Chance bekommen, ihre Meinung vorzutragen und gehört zu werden. Andere Meinungen sind mit Offenheit und Toleranz zu begegnen. Auch bei Meinungsverschiedenheiten oder Streitgesprächen soll stets nach den Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation gehandelt werden. Dazu gehören eine gewaltfreie, nicht-aggressive Sprache, aktives Zuhören, objektive Beschreibung des Sachverhalts, Ich-Botschaften und Empathie für das Gegenüber.
Entscheidungsfindung:
Beschlüsse werden, wie in der Satzung geregelt, nach jeweiligem Mehrheitsprinzip entschieden. Zuvor sollte genügend Raum für die Erörterung der Entscheidung und mögliche Kompromisslösungen eingeräumt werden.
Selbstbemächtigung durch Gemeinschaft:
Das Projekt soll die Möglichkeit bieten, sich auszuprobieren, zu experimentieren und Neues zu lernen. Dafür sollen Wissenstransparenz, -weitergabe und nachvollziehbare Dokumentation von Wissen und – daraus resultierend – flache Wissenshierarchien sorgen. Daraus folgt außerdem, dass Vertrauensvorschüsse gegenüber der sich ausprobierenden Personen gegeben werden, diese in ihrem Vorhaben unterstützt werden sowie eine generelle Fehlerfreundlichkeit vorherrscht und ein konstruktiver Umgang mit Fehlern etabliert wird. Das langfristige Ziel ist es, Fachkompetenzen in unsere Strukturen zu integrieren und innerhalb des Vereins zu fördern. Unterrepräsentierte Gruppen sollen in unterschiedlichen Arbeitsbereichen gefördert werden.
Nachhaltigkeit
Ökologisch:
Ökologisches Handeln und Veranstaltungsbetrieb sind nicht immer in Einklang zu bringen – dennoch wollen wir versuchen, ressourcenschonend zu agieren. Das bedeutet, dass wir nach Möglichkeit auf Neukäufe verzichten, reparieren und wieder benutzen, Müll vermeiden und energieeffizient arbeiten wollen.
Ökonomisch:
Ökonomisch nachhaltig zu wirtschaften bedeutet für uns, dass das Projekt nicht an Profit orientiert ist. Dies bedeutet, dass lediglich der Erhalt und Ausbau des Vorhabens garantiert werden soll. Ökonomische Strukturen werden so eingerichtet, dass der Zugang zum Kulturzentrum für möglichst viele Menschen erschwinglich bleibt.
Sozial:
Unser Ziel ist es, die gesellschaftlichen und sozialen Missstände – die aus konventionellen, prekären Anstellungsmodellen in der Kulturlandschaft resultieren – zu verändern und im Rahmen unserer Möglichkeiten zu verbessern. Wir streben an, möglichst viele anfallende Arbeiten zu entlohnen (siehe Punkt „Ökonomisch“). Alle, die entlohnt werden, sollen bedarfsorientiert, solidarisch und unter Berücksichtigung der Verantwortungsübernahme und Beliebtheit der Aufgabe bezahlt werden. Wir versuchen, die soziale und ökonomische Situation der angestellten Person zu berücksichtigen.
Ausrichtung
Grundwerte:
Wir definieren uns als demokratisch und orientieren uns an den universellen Menschenrechten. Wir sprechen uns gegen Homophobie, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Faschismus und andere (intersektionale) Formen von Diskriminierung aus. Als gesellschaftliche Akteuer*innen mit Außenwirkung sehen wir uns in der Verantwortung, uns für Themen einzusetzen, die soziale Gerechtigkeit und Teilhabe stärken und uns mit patriarchalen und kapitalistischen Strukturen – auch innerhalb unserer Strukturen – kritisch auseinanderzusetzen.
Diversität:
Wir wollen diversitätsorientiert handeln und langfristig gesellschaftliche Differenzen abbauen. Differenzlinien – zu, Beispiel entlang der Kategorien Geschlecht, sexuelle Orientierung, äußeres Erscheinungsbild, (zugeschriebene) nationale oder ethnische Zugehörigkeit, Religion, Milieuzugehörigkeit, Behinderung – sollen kritisiert und transformiert werden sowie deren Verschränkungen (Intersektionen) untereinander.
Personal:
Bei der Anstellung externer Mitarbeitender sollen insbesondere marginalisierte Gruppen beachtet und bei ähnlicher Qualifizierung bevorzugt werden. Neben Personalentscheidungen, die zu einer höheren internen Diversität beitragen sollen, soll grundsätzlich die Teilhabe an einzelnen Projekten oder dem Gesamtvorhaben ermöglicht werden. Zudem streben wir die Schaffung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Besucher*innen:
Um einer breiten Zielgruppe den Zugang zum Kulturzentrum zu ermöglichen, möchten wir sowohl physische als auch psychische Barrieren abbauen: Ein barrierefreier Zugang, eine Öffentlichkeitsarbeit, die ein breiteres Publikum erreicht, eine antidiskriminierende Türpolitik sowie Awarenesskonzepte, die ein sichereres Feiern ermöglichen, sollen zu Barrierefreiheit beitragen. Zuletzt erkennen wir diskriminierende Strukturen in der Gesellschaft an und versuchen uns mit diesen auseinanderzusetzen und ihnen entgegenzuwirken.
Programm:
Wir wollen ein abwechslungsreiches Angebot schaffen, das sich nicht durch Konventionen oder Genregrenzen einschränken lässt. Bei der Auswahl von Kunst- und Kulturschaffenden sind wir grundsätzlich offen für Neues: Neue Menschen, neue Ideen oder uns unbekannte Kunstformen und Musikgenres. Communities und aktivistische Gruppen, die sich für die Stärkung marginalisierter Menschen einsetzen, sollen die Möglichkeit bekommen, Veranstaltungen zu organisieren und das Programm mitzugestalten. Gesellschaftskritische Themen sollen im Rahmen des Veranstaltungsprogrammes bearbeitet werden und dadurch das Diversitätsbewusstsein stärken und Impulse hin zu einer gerechteren Gesellschaft setzen.
Utopien:
Das Kulturzentrum soll ein Ort sein, an dem Utopien erdacht, ausprobiert und gelebt werden können. Wir wollen uns nicht mit dem Status quo zufriedengeben, sondern Denkanstößen, wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte, einen Raum geben. Wir wollen zeigen, dass auch jenseits klassischer kapitalistischer Strukturen – geprägt von starken Hierarchien, Profitdruck und hohem Rationalisierungs- und Effizienzdruck – ein Kulturzentrum erfolgreich betrieben werden kann.